Erzählt mal…wie war die Aufführung für dich?

Vor einem Jahr habe ich einen Blogpost geschrieben, wo ich meine SchülerInnen gefragt habe, wie sie mit dem Lockdown, dem Onlineunterricht und dem allein zu Hause trainieren klar kommen. Und jetzt, heute, ein Jahr später, habe ich die großen und kleinen Stars der Aufführung Ende März „interviewt“. So ein schönes Gefühl und es macht mich einfach nur stolz, dass so viele durchgehalten haben.

Als „Einstiegsfrage“ habe alle meine SchülerInnen gefragt, wie sie die Aufführungswoche mit nur einem Wort beschreiben würden. Es kamen in jeder Klasse immer die Worte: Aufregend, super, schön, toll, klasse, fordernd und spannend, vor.

Doch wie heißt es so schön: "Es ist nicht alles gold, was glänzt." Es gab auch Aussagen wie "Stress" oder das die Woche sogar "belastend" war und sich die Woche wie eine "Achterbahnfahrt" anfühlt hat. Das kann ich gut nachvollziehen. Zum einen wegen der Schule oder dem Job „nebenher“, dann natürlich das ständige Maske tragen und letztendlich, dass man sich immer getestet hat und immer die Angst hatte: Bitte nicht postiv! Auch ich hatte diese Sorge und Last die ganze Woche über. Ja, es war "anstrengend". Aber die Worte: motivierend, emotional, erfolgreich und berührend, haben bei mir den größten Eindruck hinterlassen. "Berührend" und "emotional", ja das war die Woche wirklich und das wären auch meine beschreibenden Worte gewesen.

Als nächstes wollte ich neugierig wissen, was ihnen am besten an der Aufführung gefallen hat oder was sie am Schönsten fanden.

Ich dachte die Kinder zählen ihre Lieblingstänze auf, doch stattdessen sagten nicht nur die älteren SchülerInnen, sondern selbst die Kleinsten: Es war so schön auf der Bühne zu stehen. Vor Publikum. Mit Applaus und mit den Kostümen. Wir nennen es mit einem Wort: „Bühnenfeeling“. Wir alle sind uns einig gewesen, dass uns das Bühnenfeeling so sehr gefehlt hat und wir es so schön fanden "es" mal wieder zu spüren. Die Aufregung, das Lampenfieber kurz vor dem Auftritt. Aber auch das Backstage- Gewusel hat man vermisst, denn das gehört ja schließlich auch mit dazu. Dazu zählt das ganze Miteinander und die geteilte Aufregung, die Vorfreude, das gemeinsame Schminken und das gegenseite Helfen. Eben wie es sich gehört in einer Tanzfamilie.

Und ja ich selbst muss auch sagen: Ich habe es vermisst mit meinen SchülerInnen über eine Woche lang so gut wie jeden Tag miteinander zu sein. Zusammen zu tanzen und etwas so Wunderschönes, wie diese Aufführung zu erleben und zu erschaffen.

Auch ich erlebe nicht alles mit und habe mich gefreut über viele, kleine Anekdote aus dem Backstage- Bereich. Eine möchte ich dir jetzt auch gerne erzählen: Als auf der Bühne das zweite Pas de Deux vom Mond und Stern war, tanzten große und kleine Tänzerinnen aus dem Ballett- und Hip Hop Klassen zusammen auf dem Flur. Jeder so wie er die Musik spürte, aber doch irgendwie gemeinsam. Wie schade, dass ich es nicht selbst gesehen habe, aber das ist das, was diese Woche ausmacht. Man lernt sich untereinander mehr kennen und lebt gemeinsam seine Liebe und Leidenschaft zum Tanzen aus. Egal ob Ballerina oder Hip Hopper.

Natürlich wurde von dem ein oder anderen Tanz, wie zum Beispiel dem Ährentanz oder den Zombies geschwärmt oder auch das imposante Schlussbild vom Finale wurde favorisiert. Doch alle waren sich einig, die Gemeinschaft und zusammen das zusammen auf der Bühne stehen war einfach unbeschreiblich schön und hat auch die größte Anspannung vergessen lassen.

Zum Schluss wollte ich noch einmal etwas tiefgründiger fragen und stellte einigen Gruppen die Frage, ob jemand ein prägendes Erlebnis hatte und in anderen Gruppen,ob die TänzerInnen etwas aus der langen Probenphase oder der Aufführung gelernt haben.

Bei den Kleinsten TänzerInnen haben die großen Tänzerinnen prägenen Eindruck hinterlassen. Sie haben sich nun auch als Ziel gesetzt wie Leah 25 Jahre Ballett zu tanzen, 17 Aufführungen wie Conny auf die Bühne zu bringen oder wie Hannah nach Schottland zu gehen und Tanz zum Beruf zu machen. Eine kleine Ballettmaus sagte mir ganz stolz, dass ein großes Mädchen sie angelächelt hat und das fand sie "total schön" und hat sie sehr gefreut. Viele TänzerInnen haben gelernt, dass wenn man einen Fehler auf der Bühne macht, das Publikum es entweder gar nicht merkt und das meist daran liegt, dass man einfach weitertanzt als sei nichts gewesen.

Viele SchülerInnen haben gemerkt, dass sie in dieser Probenphase und vor allem auf der Bühne mehr Selbstbewusst sein bekommen haben und sich das nun beibehalten wollen. Solche Erkenntnisse und Aussagen machen mich sehr stolz und so unsagbar glücklich. Es zeigt wieder einmal mehr wie wichtig diese Aufführungen sind.

Es gab eine Aussagen, die mich sehr berührt haben auf die Frage: "Was hast du aus der Probenphase gelernt?"

Eine Schülerin im Alter von 11 Jahren meinte sie hat gelernt, dass sie sich selbst nicht so streng bewerten soll. Das Publikum macht es ja auch nicht. Im Gegenteil, sie erfreuen sich an den Tänzen, den Kostümen und dem lächelnden Gesichtern. "Die suchen nicht nach Fehlern, sondern wollen einfach nur das schöne Ballett geniessen."

Ich hoffe sie nimmt diese Erkenntnis mit in ihren Alltag und bewertet sich selbst, ihr Können und ihr Leben auch nicht mehr so streng, sondern geniesst es.

Einige Schülerinnen sagten, dass sie in dieser Probenphase, die über 3 Jahre gedauert hat, gelernt haben, dass Durchhalten sich auszahlt. Hier und da wollten sie mal aufhören, doch die Vorfreude auf die große Aufführung, hat sie bei Laune gehalten und dafür sind sie sich selbst gerade sehr dankbar. Ich ihnen natürlich auch.

Ja, durchhalten mussten wir alle. Doch wir haben es geschafft. Wir haben durchgehalten bis zum letzten Tag. Das macht mich als Lehrerin unglaublich stolz und dankbar. Danke an jede Tänzerin und jeden Tänzer, die durchgehalten haben. Denn jeder Einzelne hat zu diesem wunderschönenen Erlebnis und großem Erfolg zur Aufführung "Der Wandelbaum- Tanz durch das Jahr" beigetragen.

Statt nun in ein depressives, tiefes, schwarzes "Ballettloch" zu fallen und traurig zu sein, dass die Aufführung vorbei ist, sind meine SchülerInnen sich alle einig, dass die Vorfreude auf die nächste schon da ist und groß. Genau wir bei mir. So viel sei verraten: Die Ideen sind nicht nur im Kopf, sondern auch schon auf Papier.

Zurück
Zurück

Kleiderordnung im Ballettunterricht

Weiter
Weiter

Meine erste Ballettstunde- Wie bereite ich mich vor?